Nach der Ausbildung

Ist die Ausbildung zum Segelflugzeugführer beendet, heißt das nicht, dass die fliegerische Aktivität abnimmt. Im Gegenteil: Nach der Ausbildung besteht eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich in der Segelfliegerei weiterzuentwickeln. Schließlich macht auch nicht seinen Autoführerschein, um dann sein Auto in der Garage stehen zu lassen. Im folgenden werden einige dieser Möglichekeiten erläutert.

Überlandflüge

 

Was ist das überhaupt?

Hat man einmal seinen Schein, kann man natürlich weiterhin im Gleitbereich des Flugplatzes fliegen, allerdings ohne vorher einen Fluglehrer fragen zu müssen. Während dies für den einen die Erfüllung ist, sehnen sich andere Scheinpiloten danach, möglichst große Strecken zu absolvieren. Solche Flüge, die über den Gleitbereich des Startorts hinausreichen, werden als Überlandflüge bezeichnet. In diesem Bereich der Segelfliegerei finden sich deutliche Parallelen zu anderen Sportarten, denn auch im Rahmen der Überlandfliegerei gibt es eine Vielzahl von Wettbewerben. Bevor wir uns den verschiedenen Wettbewerbsmöglichkeiten widmen, soll zunächst geklärt werden, was einen Überlandflug konkret ausmacht.

Das grundsätzliche Ziel ist es, eine möglichst große Strecke in möglichst kurzer Zeit zu absolvieren. In der Regel plant man einen Flug so, dass man am Ende am Startflugplatz wieder landet. Die häufigste Streckeneinteilung unterliegt der Dreickecksform. Man startet meist an einer der drei Ecken und fliegt dann die Schenkel ab, bis man wieder am Flugplatz angelangt ist. Logischerweise muss das Wetter und die Thermik für solche Flüge sehr gut sein. Es kann passieren, dass man auf solch einem Flug keinen Aufwind mehr findet und eine Außenlandung auf einem anderen Flugplatz oder einem Feld durchführen muss. Dieses Verfahren ist für Segelflieger ganz normal. Ansonsten fliegt man von Thermikschlauch zu Thermikschlauch, in denen man durch Kreisen an Höhe gewinnt, welche man dann im Geradeausflug wieder abgleitet. Dabei sollte man nur so viel Zeit wie nötig in der Thermik verbringen, damit man mehr Zeit hat, um Strecke zurückzulegen.

 

Wettberwerbsmöglichkeiten

Der Flugweg und das Höhenbarogramm wird mit einem elektronischen Logger aufgeschrieben. Ist man abends wieder an den Flugplatzzurückgekehrt (notfalls auch per Rückholer) kann man seinen Flug auswerten. Die einfachste und meistgenutzte Methode hierzu ist das Hochladen im Internet. Dazu gibt es den onlinecontest. Hier kann die Datei des Loggerschriebs mit wenigen Mausklicks hochgeladen werden. Anschließend erhält man eine anschauliche Übersicht über die Leistung, die der Pilot bei jenem Flug erbracht hat. Eine Auswertung kann beispielsweise folgendermaßen aussehen:

Die Auswertung enthält zunächst Informationen über das genutzte Flugzeug, in diesem Falle ist das unser Hochleistungsdoppelsitzer „DuoDiscus“, und über die beiden Piloten, die das Flugzeug gesteuert haben. Desweiteren sehen wir, dass die Piloten vom Steinberg bei Wesseln gestartet sind. Schauen wir auf die Karte rechts, sehen wir in blauer Farbe markiert die Strecke, die tatsächlich geflogen wurde, sie bildet niemals ein perfektes Dreieck, da die Thermikschläuche nicht immer genau auf der Strecke liegen. Klar ist aber, dass die Wendepunkte nordöstlich von Magdeburg und in der Nähe von Lüneburg lagen. Ein Algorithmus hat in die Strecke in Magenta das größtmöglichste Dreieck hineingezeichnet, das die Wendepunkte miteinander verbindet. Schauen wir links in den blauen Kasten, sehen wir den Umfang des Dreiecks (417,3 km)  und die Zeit, die dafür benötigt wurde (ca. 5,5 Std.). Daraus resultiert eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 74,2 km/h. Das Programm errechnet allein für das Dreieck aus den genannten Parametern eine Punktzahl von 113,81 Punkten. Hinzu kommt aber die tatsächlich geflogene Strecke (auf der Karte in rot dargestellt). Sie weicht in deisem Falle etwas von der Dreicksform ab, und beträgt 427,7 km. Zusammen mit der Schnittgeschwindigkeit von 76,9 km/h bekommt der Pilot noch 388,81 Streckenpunkte hinzu, wodurch sich letzlich 502,62 Gesamtpunkte ergeben.

Nun kommt der Wettbewerb ins Spiel: Da auch viele andere Piloten unterwegs waren, die ihren Flug mitgeschrieben haben und beim onlinecontest (kurz olc) hochgeladen haben, vergleicht das Programm die Punkte der verschiednen Flüge und erstellt eine „Rangliste“ nach der Leistung der Piloten. Der Vergleich erfolgt in unterscheidlichsten Ligen. Diese Reichen von Tageswertungen innerhalb Niedersachsens bishin zu internationalen Meisterschaften, die über einen langen Zeitraum gehen.

Neben dem Onlinewettberwerb besteht aber auch die Möglichkeit, am sogenannten Vergleichsfliegen teilzunehmen. Das sind kleine Wettberwerbe, die an einem bestimmten Flugplatz ausgetragen werden. Der Vergleich findet unter den Teilnehmern statt, die sich dazu zunächst anmeldenmüssen und ein Flugzeug für den Wettberwerb mitbringen. Für solche Zwecke verleiht die SFG Salzdetfurth gegen kleines Geld auch gerne eines ihrer Hochleistungsflugzeuge.

Während eines Überlandfluges begegnet man einer Vielzahl anderer Segelflugzeuge, wie in diesem Falle einem Ventus des Herstellers Schempp-Hirth. Im olc gibt es die Möglichkeit, sogenannte „MeetingPoints“ einzusehen, an denen man anderen Streckensegelfliegern begegnet ist, die ebenfalls ihren Flug hochgeladen haben.

Bei einem Segelflugwettbewerb werden die Flugzeuge in einem „Grid“ aufgereiht, um eine Startreihenfolge festzulegen. In diesem Falle handelt es sich um einen Streckenfluglehrgang, bei dem Anfänger und Fortgeschrittene Überlandflugtipps von Profis erhalten

Segelfluglehrer/-in

 

Dieser Werdegang ist für Luftfahrer bestimmt, die schon etwas mehr Erfahrung im Segelfliegen besitzen. Zwar muss man dazu kein „alter Hase“ sein, doch gutes fliegerisches Können und ein wenig Überlandflugpraxis sollte man mitbringen. Man sollte sich außerdem im Klaren sein, dass Segelfluglehrer in den seltensten Fällen bezahlt werden. In der SFG Salzdetfurth üben die Fluglehrer ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Das hat den Vorteil, dass die Flugschüler keine Extrakosten für die Ausbildung zu tragen haben. Das ein oder andere Privileg für den Lehrer oder die Lehrerin gibt es aber schon.

Fluglehrer und Flugschüler starten im Schulungsdoppelsitzer.

Fluglehrerausbildung

Die Segelfluglehrerausbildung gliedert sich in mehrere Abschnitte. Der erste Schritt ist die Auswahl und Vorausbildung im Verein: Die Auswahl geschieht durch die bereits fertigen Fluglehrer. Neben Motivation und fliegerischem Können sollte der Fluglehreranwärter auch pädagogische und didaktische Fähigkeiten vorzeigen können. Zu der Vorausbildung gehören Gewöhnungsflüge auf dem Lehrersitz.

Der nächste Schritt ist die Auswahlprüfung zum Ausbildungslehrgang. Dazu gehört ein theoretischer und ein praktischer Teil. Klingt hart, kann aber beliebig oft wiederholt werden.

Das Herzstück der Fluglehrerausbildung ist der Ausbildungslehrgang. Hierbei spielt der Bewerber den Fluglehrer, der vom hinteren Sitz fliegt und der Ausbilder nimmt die Rolle des Flugschülers ein. Dementsprechend macht der „Flugschüler“ auch absichtlich Fehler. Der Fluglehreranwärter muss diese gegebenenfalls korrigieren und profesionelle Methodik demonstrieren. Der Ausbildungsabschnitt wird mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung abgeschlossen. Sollte man die praktische Prüfung nicht bestehen, kann man diese einmal wiederholen.

Der letzte Teil der Fluglehrerausbildung ist die Schulung unter Aufsicht. Die findet wieder im Heimatverein statt, wo der frisch Ausgebildete zwar den Fluglehrerdienst übernimmt, dabei allerdings von einem erfahrenen Fluglehrer überwacht wird. Nach 60 Ausbildungsstarts oder 10 Ausildungsstunden hat der Anwärter dann auch endlich seine volle Lehrberechtigung.